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ORF Ö1 Inforadio Freitag, 04. August 2006 Achternbuschs "Ella" in Telfs Ö1 Morgenjournal - Christoph Sailer
Regie Judith Keller
A. Plank 06.08.06 19:39 Tiroler Tageszeitung: Eine Herausforderung für Schauspieler und Zuseher. Leiden macht sprachlos, das ist die Kernaussage von Achternbuschs Stück "Ella". Zu Beginn sehen wir ihren Sohn Josef (Klaus Rohrmoser) auf der Bühne, der eine Perücke aus Hühnerfedern trägt. Er erzählt die Leidensgeschichte von Ella in ihren Kleidern.__Die Mutter (Julia Gschnitzer) sitzt nur starr und in sich selbst versunken vor dem Fernseher. Nur wenn das Bild gestört ist, macht sie sich durch wimmernde Laute bemerkbar. Ausstatterin Christine Brandi hat die gesamte Bühne in einen Hühnerkäfig verwandelt. Die Tiere gackern in der trostlosen Szenerie. So wird auch der Geruch dieser letzten Absteige von Ella und ihrem Sohn transportiert. Der Text von Achternbusch ist verstörend, weist aber an manchen Stellen auch makabere Komik auf.__Es ist Klaus Rohrmoser, der diesen Monolog, ein endloses Lamento, zum Leben erweckt. Seine Hauptbeschäftigung auf der Bühne besteht darin, Kaffee zu kochen und die Hühner zu füttern. Die Berge von Text, die er dabei sprechen muss, diesen beklemmenden Wortschwall, bewältigt er mit großer Leichtigkeit.__Er schafft es, die Verzweiflung der Mutter zum Ausdruck zu bringen und deren Unfähigkeit, ihrem Leiden irgendetwas entgegenzusetzen. Hin und wieder versucht das Opfer gegen das Schicksal zu rebellieren, aber Ella weiß, dass sie keine Chance hat.__"Mein ganzes Leben war von Anfang an verflucht", sagt sie durch den Mund von Josef. Regisseurin Judith Keller hat dezente Textstreichungen vorgenommen und versteht es, die Schauspieler zu führen. Klaus Rohrmoser brilliert als Sohn, der sich vergiftet, weil er am Schicksal der Mutter zerbricht. Erst als er regungslos daliegt, erhebt sich Ella und rüttelt ihn. Dann schreit sie: "Josef, mein Sohn!" Sie hängt sich an den Maschendraht des Hühnerkäfigs und reißt sich die Kleider vom Leib. Ella wird mit großem Ausdruck von Julia Gschnitzer gespielt.__Ein Stück, das einem unter die Haut geht, in einer gelungenen Regie, mit großartigen Schauspielern.