Interview/Auszug/Tiroler Tageszeitung:
2003/04 Tiroler Landestheater Innsbruck Simons Neil: Ein ungleiches Paar: Florence
Judith Keller: Florence wendet bei Olive das gleiche Verhaltensmuster an wie bei ihrem Mann. Sie kann nicht anders, was auch zutiefst menschlich ist. Der Streit eskaliert ja erst wegen den Männern. Es ist nicht sicher, ob sie nicht zusammengeblieben wären, wenn nicht diese spanischen Männer ins Spiel gekommen wären. Dazu kommt, dass Florence Gefühle nicht leben kann. Sie verdrängt sie, hat Nackenschmerzen und alles mögliche..
SALZBURGER NACHRICHTEN -15.12.03 Ein Paar im dichten Gewühle der Gefühle
Zuerst einmal gilt es, sich auf die pausenlosen Verrücktheiten der gackernden Stadt-Neurotikerinnen bei ihrem Treff in einem New Yorker Loft einzustellen; dann aber bereiten rasantes Spieltempo, freche Gags und auch die teilweise zwar klischeebeladenen Wortturbulenzen in Neil Simons "Ein ungleiches Paar" mehr und mehr Vergnügen. So war denn die Premiere dieser weiblichen Version des Broadway-Renners "The Odd Couple" am Freitag in den Innsbrucker Kammerspielen ein hemmungsloser Lacherfolg, garniert sogar mit etwas Tiefgang.
Die erwähnten Ladies - von Oliver Karbus absolut durchgeknallt auf die Bühne geschwungen - überbieten sich in ihrem Wortgeklingel über die Querschläge des Schicksals, welche die Weiblichkeit allerdings nicht nur auf den Lustwiesen der New Yorker Schickeria zu ereilen pflegen. Voll getroffen hat es zur Zeit das putzwütige Hausmütterchen Florence (Judith Keller - grandios!), das vom geplagten Ehegespons endgültig der Küche und des Bettes verwiesen wurde. Freundin Olive (Janine Wegener hat sich die Rolle zu hektisch übergestülpt) nimmt sich ihrer an - und die Katastrophe ist vorprogrammiert. Die eine - die personifizierte Küchenschabe, die andere - die typische Sandwich-Frau, erotisch aufgeladen und ohne einen Funken Esskultur. Ein völlig ungleiches Paar also, das versucht, miteinander zu leben. Was folgt, sind furiose Actionsequenzen, scharfzüngige Streitduelle und knifflige Passagen, die für instruktive Verwirrung und destruktive Entwirrung der drohenden Katastrophe sorgen. Als sich schließ-lich noch die spanischen Faserschmeichler Manolo und Jesus, verhinderte Toreros mit erstaunlich verengten Perspektiven, (einfach toll: Walter Sachers und Johannes Nikolussi!) ins Gewühle der Gefühle stürzen, startet die Geschichte so richtig durch und gibt dem Ganzen einen überraschend skurrilen Touch (der auch den eisernsten Boulevardstück-Verweigerer mit der Welt der Bühne versöhnen müsste). Schluss mit heftigem Jubel. HELGA REICHART