Tiroler Volksschauspiele: FENN – Das Dorf
entstanden 1983 von Caryl Churchill
Inszenierung: Klaus Rohrmoser
Premiere: 30. Juli 2008 in der Pischl Fabrik, Telfs

Dieses ungewöhnliche und poetische Stück ist als Reaktion auf die Folgen des Thatcherismus im England der 80er Jahre entstanden. Es schildert die zunehmend ausweglose Situation der Landarbeiter und vor allem Landarbeiterinnen im FENN, einer von Großgrundbesitz geprägten Landwirtschaftsregion nordöstlich von London. In der Schere zwischen Landwirtschaft und Grundstückspekulation und gefangen in der Teufelsspirale von sinkenden Löhnen, steigenden Mieten und zermürbender Arbeit, wird die ökonomische Lage immer „prekärer“  und die Familien- und Beziehungsstrukturen immer absurder.

6 Frauen und 1 Mann spielen 20 Rollen unabhängig von Geschlecht und Alter. Die zornige Empathie mit den ärmsten der Armen wirft die Frage auf, ob ein Wirtschaftsgebaren, das mit  unerschütterlicher Gleichmut die Zerrüttung sozialer Minimalstrukturen in Kauf nimmt, ein gesellschaftstragendes Prinzip sein kann. (Übrigens: eine Frage, die auch den Papst zu immer ernsteren Mahnungen veranlaßt.) Photos tvt

31. Juli 2008 (auszugsw.)
Der Schrei der Anklage von Martin Kolozs
In "Fenn" wird die Situation von Lohnarbeiterinnen schlaglichtartig dargestellt: ob die sadistische Angela (Judith Keller), die verzweifelte Liz (Sarah Jung), die bigotte Miss Cade (Elli Wissmüller) oder die steinalte Ivy (Veronika Eberl), sie alle erleben tagein, tagaus die verschiedenen Arten der Ungerechtigkeit und geben sie an den Nächstschwächeren weiter, da ihre Situation keinen anderen Ausweg für sie bietet.
Schwierig macht das Stück, dass es keinen durchgehenden Handlungsstrang besitzt: in jeder Sequenz wird ein Einzelschicksal thematisiert, sein Ausgang aber nach allen Seiten hin offen gelassen. Diese nicht chronologische Erzählweise stellt die größte Herausforderung an die Schauspieler: Sie müssen über 90 Minuten Spannung halten, wo Einbrüche vorprogrammiert sind
Dennoch ist die Leistung des Ensembles unter Regisseur Klaus Rohrmoser einnehmend.