2002 Landestheater Innsbruck - Walser Therese: King Kongs Töchter: Meggie

Tirol Online Frau Tormann wird ausstaffiert und als Mae West in den Tod geschickt.
Inszenierungen des Todes
Von BRIGITTE WARENSKI
2002-05-12 16:50:58 INNSBRUCK.


In "King Kongs Töchter". wird der Tod glamourös inszeniert. In den Kammerspielen feierte Theresia Walser Stück eine glänzende Premiere.

Man beginnt das Leben mit Latz und Windeln und bringt es mit den gleichen Utensilien zu seinem bitteren Ende. Am Zwangsgemeinschaftsort, den man Altersheim oder Kiste für die letzte Reise nennen könnte, verhängen Wolken die Aussicht auf bessere Zeiten, zeigt Karl-Heinz Steck in seinem Bühnenraum.
Doch die hochbetagte Runde klammert sich mit allem, was vom Menschsein bleibt, an das Dasein ober der Erde. Frau Tormann (Hedy Danneberg) hält sich mit einer Tonbandstimme über Wasser. Frau Greti (Gretl Fröhlich) wie Herr Pott (Erich Röder) lassen sich willig vom Eros treiben. Frau Albert (Pine Fenz) hängt am kleinen Glück, Herr Albert (Michael Arnold) macht Komplimente und den Hof. Und der Herr Nübel (Heinz Fitz) pflegt seine Rituale, unbeeindruckt vom Tod des bis vor kurzem noch knackefrischen Vagabunden Rolfi (Alexander Kratzer), den das Schicksal noch vor den maroden Greisen ins Jenseits befördert hat.

Mitten in den Haufen von Elendsgestalten schickt Regisseurin Barbara Herold drei "Greisenputzen und Seniorendompteusen" und lenkt den Text der deutschen Erfolgsautorin Walser in die richtige Richtung: Das Thema Sterben wird zur Groteske. Lustvoll inszenieren die frustrierten, respektlosen Altenpflegerinnen Berta (Agathe Taffertshofer), Carla (Margot Mayrhofer) und Meggie (Judith Keller) den Abgang ihrer Schützlinge, staffieren sie zu Hollywoodstars (Kostüme Sarah Ennemoser) aus. Da dürfen ungeheuerliche Wortgemeinheiten gesagt, da darf ungestraft gemordet und darüber darf auch noch gelacht werden.

Das gesamte Ensemble treibt glänzend Walsers virtuose Sprache auf die Pointen zu und landet dort, wo die Autorin hin wollte: Das Makabre wird zur allerletzten Zuflucht des Humanen. "Das Sterben ist klein genug, da darf man ruhig übertreiben", sagt eine der Mörderinnen und meint es eigentlich ganz gut mit den Alten. Wenn der Glanz des Lebens verblasst, wird in "King Kongs Töchter" wenigstens glamourös gestorben. In der Wirklichkeit lassen die Inszenierungen des Todes solch Großartigkeit leider missen.