Tiroler Landestheater Innsbruck: Cadence Macbeth: The Rise of Prince Lulach
Kammerspiele Premiere 06.11.2010 Musikalische Leitung Hansjörg Sofka Regie Andreas Zimmermann Videoinstallation Roland Schrettl Bühne & Kostüme Veronika Stemberger
Oper von Norbert Zehm Libretto von Peter Wolf In englischer Sprache

(höpf/DER STANDARD) Expressive Klangschwerter - 09. November 2010, 17:55

"Cadence Macbeth" im Tiroler Landestheater - Immer wieder Opern-Uraufführungen am Tiroler Landestheater: Nach Hofers Nacht von Florian Bramböck und Alois Schöpf im Tiroler Gedenkjahr anno 9 nun Cadence Macbeth, die spannende neue Oper des Tiroler Komponisten Norbert Zehm und des Briten Peter Wolf.
Lulach heiflt der von der Geschichte fast vergessene Sohn, den Lady Macbeth in ihre zweite Ehe mitbringt, vom Stiefvater Cadence genannt, von seinem Schwert gerade noch verschont: ein scheuer, zuletzt doch selbstbewusster Überlebenskünstler und Thronerbe inmitten aller Mordlust. Zehm lässt den Jungen von einem erstaunlichen Wiltener Sängerknaben, den Erwachsenen eindrucksvoll vom Sopranisten Arno Raunig singen.
Markant Andreas Mattersbergers Macbeth und die Lady der sprach- und stimmversierten Judith Keller; als schöne Hexe spielt Kathrin Walder Schicksal. Zehms Partitur ist grell und schneidend wie die allgegenwärtigen Schwerter, aber auch voll üppigster Klangfantasie und suggestiver Metrik; stark wirken besonders die poetisch-expressiven Episoden.
Hansjörg Sofka bringt das mit Elektronik durchmixte, bläserdominierte Kammerorchester samt Damenchor zum Schillern. Im archaischen Steinkreis (B¸hnenbild: Veronika Stemberger) erzeugt Andreas Zimmermanns dichte Inszenierung (mit Videoinstallationen von Roland Schrettl) eine permanent bedrohliche Spannung.

Die englisch gesungene Oper kam beim Premierenpublikum glänzend an: Komponist und alle Interpreten freuten sich über viel Jubel.



  Innsbruck Do, 04.11.2010 | 15:56 Uhr Plötzlich ist da die Familie
Shakespeares Macbeth-Geschichte neu beleuchtet: Am Tiroler Landestheater steht die Uraufführung von Norbert Zehms Oper „Cadence Macbeth“ bevor.
„Zehm und Zimmermann verneigen sich tief vor Shakespeare“, sagte Dramaturgin Romana Lautner in der Einführungsmatinee. Ziel war eine „moderne Spielweise“ mit optisch historischen Anklängen. „,Modern’ ist ja nicht, wenn‘s weh tut“, erläutert Zimmermann seine Position, „sondern dass die Zuschauer die Menschen auf der Bühne als heutig empfinden können. Es geht um die Möglichkeit zur Identifikation.“ Cadence wächst im Wald auf – wo es auch Wyrd, ein hexenartiges Wesen gibt –, bis er, erwachsen und Lulach genannt, ins Schloss darf. Macbeth kann nun auf einen Thronfolger verweisen. Zehm, der am Klavier mit den Sängern einige Kostproben gab: „Ich schreibe meine eigene Musik, nichts Angepasstes. Es geht um die Ver-bindung von Archaischem mit Heutigem.“ Seine tonale, oft dem Minimalismus nahe Musik lässt sich gut singen, loben die Sänger, er verbindet die Orchesterinstrumente, darunter auch eine keltische Harfe, mit Elektronik – eben Zehm.
Es singen Andreas Mattersberger, der Sopranist Arno­ Raunig, Thomas Zisterer, Kathrin Walder, ein Wiltener Sängerknabe und als „Wunsch-Lady“ Zehms Judith Keller, die Kontraste setzen soll.